Der Sportplatz in Aiterhofen war am Donnerstagnachmittag Schauplatz einer feierlichen militärischen Zeremonie. Vor rund 1 000 Zuschauern, darunter 759 Angehörige der Soldaten, haben 240 Rekruten, Offiziersanwärter des Sanitätslehrregiments „Niederbayern“, aus dem Standort Feldkirchen, das feierliche Gelöbnis beziehungsweise den Diensteid abgelegt.
Das Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Stabführung von Oberstleutnant Roland Kahle begleitete die öffentliche Veranstaltung. Die Gelöbnisrede hielt der ehemalige verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion und Mitglied des Verteidigungsausschusses MdB a. D. Rainer Arnold. Regimentskommandeur Oberfeldarzt Dr. André Schilling, der Bürgermeister von Aiterhofen Manfred Krä und MdB a. D. Rainer Arnold schritten die Formationen der Soldaten sowie der Fahnenabordnungen der Krieger- und Reservistenvereine aus den Patengemeinden ab.Der Kommandeur freute sich, dass zahlreiche Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft den Rekruten ihre Referenz und ihren Respekt erweisen. Sein besonderer Dank galt der Gemeinde Aiterhofen, die dieses militärische Zeremoniell in der Mitte der Gesellschaft ermöglicht habe. Militärpfarrer Pater Patrick hatte vorher in der Standortkirche Mitterharthausen den Gelöbnisgottesdienst zelebriert.
Seit 1973 wird lebendige Partnerschaft gepflegt
Mit einem bayerischen „Grüß Gott“ hieß Bürgermeister Manfred Krä die Soldaten und zivilen Gäste in der Gäubodengemeinde Aiterhofen willkommen. Seit 1973, so der Bürgermeister, pflege die Gemeinde Aiterhofen mit dem örtlichen Krieger- und Soldatenverein eine lebendige Patenschaft mit den Kompanien in der Gäubodenkaserne Feldkirchen. „Durch diese langjährige konstruktive Zusammenarbeit kommen das gute Miteinander und die große Wertschätzung der Gemeindebürger gegenüber der Bundeswehr zum Ausdruck“, so Krä.An die Rekruten gewandt machte Krä deutlich, dass sie heute mit dem Ablegen des Diensteides vor aller Öffentlichkeit ihre Treue und Verbundenheit zu Staat und Gesellschaft bekunden. Damit werde der Schutz des Friedens und der Freiheit in ihre Hände gelegt.„Gehen Sie mit Tatkraft und Zuversicht an die gestellten Aufgaben und Herausforderungen heran und bringen Sie sich mit Teamgeist, Kameradschaft und Freude in den Dienst bei der Bundeswehr ein“, sagte Krä zum Schluss. MdB a.D. Rainer Arnold wandte sich zu Beginn seiner Gelöbnisrede an die Rekruten und stellte fest: „Sie sind jetzt Staatsbürger in Uniform und haben nicht nur den Soldatenberuf gewählt, Sie leisten auch einen besonderen Dienst zum Wohle des Gemeinwesens und damit eines jeden von uns. Sie haben deshalb Anspruch auf angemessene Würdigung Ihres Engagements, das Sie heute feierlich bekunden.“
Debatten um eine allgemeine Wehrpflicht
19 Jahre habe er als Parlamentarier und Verteidigungspolitiker die Bundeswehr persönlich begleitet. Vieles habe sich in diesen Jahren verändert – positiv und negativ. So wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. Debatten um deren Wiedereinführung oder um eine allgemeine Dienstpflicht seien müßig. So brauche zum Beispiel eine leistungsfähige Bundeswehr nicht jedes Jahr eine Vielzahl Wehrpflichtiger, sondern hoch qualifizierte Soldaten, die nach einer langen und gründlichen Ausbildung engagiert und motiviert dem Land dienten. Gerade die besonders fordernden Ausbildungs- und Studiengänge, die die hier angetretenen Soldaten erwarten, zeigten dies besonders.„Allerdings, wenn wir motivierte Soldaten wollen, muss die Politik und die Gesellschaft bereit sein, diese nicht nur gut auszubilden, sondern auch bestmöglich auszustatten.“ Das politisch vorgegebene Spardiktat für die Bundeswehr sei für die Truppe aber auch für unsere Sicherheitsinteressen ein gefährlicher Irrweg. Das alte Prinzip: „Wir müssen so stark sein, dass wir diese Stärke niemals einsetzen müssen“, bleibe gültig. Damit plädiere er nicht für das Denken im Kalten Krieg oder für neue Aufrüstungsspiralen. Die vorgegebenen Steigerungsraten im Bundeshaushalt gäben das auch nicht her, vielmehr könne man auch mit den neuerdings angestrebten 60 Milliarden Euro nur die dramatisch sichtbaren Lücken schließen und den technologischen Wandel annehmen. Deutschland werde alleine mit den vielfältigen Herausforderungen der Welt nicht fertig und sicherheitspolitisch hätten nur die Nato und die Europäische Union in der Welt Gewicht, machte Arnold deutlich.
Das Musikkorps leitete mit dem Altniederländischen Dankgebet „Wir treten zum Beten“, das militärische Zeremoniell ein. Dazu traten sechs Rekruten zu der Truppenfahne vor dem Rednerpult. Mit einer Hand auf dem Fahnenschaft wiederholten die Rekruten die von Oberfeldarzt Dr. Schilling vorgesprochene Gelöbnis- und Eidesformel. Abschließend bekräftigten der Kommandeur, Bürgermeister Krä und MdB a.D. Arnold per Handschlag mit der Rekrutenabordnung das Treuebekenntnis. Mit dem Lied der Bayern- und der Nationalhymne setzte das Musikkorps den musikalischen Schlusspunkt.Anschließend fand im Feststadl des Gasthauses Karpfinger für die Ehrengäste ein Empfang statt. Traditionsgemäß stellte der Kommandeur die Rekrutenabordnung und deren Familien namentlich vor. Bei den am weitesten angereisten Angehörigen handelte es sich um die Eltern und Großeltern der Sanitätssoldatin Jule Neumann, die die weite Anreise von Sagard (Rügen) mit 894 Kilometern auf sich genommen hatten. Als Gastgeschenk überreichte ihnen Bürgermeister Krä einen Porzellanlöwen.Bei Brotzeit, Bier und der Blaskapelle „D’Blechteifeln“ wurde es noch recht gemütlich.