„Am liebsten gar nichts“ (10.08.2018)

Gruppenfoto bei der Ablehnung des An­trag auf Um­bau der ehe­ma­li­gen Bay­ern-Ei-An­la­ge
veröffentlicht im Straubinger Tagblatt am 10.08.2018 (Foto: tom)

Ge­mein­de­rat lehnt An­trag auf Um­bau der ehe­ma­li­gen Bay­ern-Ei-An­la­ge ab

256 000 Masthühner in der Anlage in Niederharthausen wird es nicht geben. Dies hat der Aiterhofener Gemeinderat am Mittwochabend entschieden, indem ein entsprechender Bauantrag einstimmig abgelehnt wurde. Zudem setzte das Gremium vor etwa 40 anwesenden Bürgern ein Zeichen gegen jede Form der Massentierhaltung in der ehemaligen Bayern-Ei-Anlage. „Wir wollen überhaupt keine Hühnerhaltung“, sagte Bürgermeister Manfred Krä. Unklar bleibt, ob und gegebenenfalls wie die Anlage weiterbetrieben wird.

Bürgermeister Manfred Krä wies vor der Sitzung darauf hin, dass es sich um eine normale Gemeinderatssitzung handele. Es werde nicht wie bei der Informationsveranstaltung Anfang Juli sein (wir berichteten). Doch dem war nicht ganz so, wie zum einen die Örtlichkeit zeigte: die bestuhlte Mehrzweckhalle.Zum anderen hatte Krä Postkarten mit einem Schockbild aus einer nicht näher benannten Mastanlage dabei. Sie wurden anonym in viele Briefkästen in Aiterhofen geworfen. „Da sieht man, dass oft nicht sachlich argumentiert wird und wie emotional das Thema besetzt ist“, sagte Krä dazu.Die Sitzung war auf 19 Uhr angesetzt. Kurz zuvor herrschte noch gähnende Leere in der Halle, was Manfred Krä durchaus verwunderte. Doch die Niederharthausener Bürger, aus denen die Zuhörerschaft zu etwa drei Vierteln bestand, waren pünktlich zur Stelle. Es waren allerdings nicht mehr so viele, wie bei der vorausgegangenen Informationsveranstaltung. Dort waren es ungefähr 120 Bürger, nun hatten sich etwa 40 in der Turnhalle eingefunden.
„Wichtige Entscheidung“

Bereits bei der Eröffnung der Gemeinderatssitzung sprach Manfred Krä von einer „wichtigen und bedeutenden Entscheidung“, die das Gremium zu treffen habe. Krä blickte kurz auf die Historie der Umnutzungspläne zurück. Am 14. Mai dieses Jahres sei Dr. Josef Bachmeier, Berater der Brüterei-Süd, erstmals bei ihm vorstellig geworden und habe ihm das Vorhaben unterbreitet.Für den 12. Juli sei dann die Informationsveranstaltung mit Bachmeier geplant worden, die in der Gemeinderatssitzung vom 18. Juli diskutiert wurde. „Seither hat sich eine Meinung entwickelt und ein Trend war erkennbar“, sagte Krä. In einem ersten Beschluss ging es um die bauliche Veränderung der ehemaligen Bayern-Ei-Anlage. Diese befindet sich momentan im Besitz von EBE-Agrar, der Nachfolgefirma von Bayern-Ei – und daher nach wie vor von Stefan Pohlmann. In dem Gebäude sollte eine Zwischendecke eingezogen werden, um die Kapazität von 128 000 auf 256 000 Masthühner zu verdoppeln. Dieser Antrag wurde einstimmig abgelehnt.

Mit einer weiteren Entscheidung wollte die Gemeinde unter Bürgermeister Krä „ein Zeichen setzen“: Es sollte ein eher symbolischer und in die Zukunft gerichteter Beschluss gegen jede Form der Aufstallung, also der Massentierhaltung in der Niederharthausener Anlage, getroffen werden. „Am liebsten hätten wir hier gar nichts, weder Legehennen noch Masthühner“, sagte Krä. Hierfür erntete er das erste Mal den Applaus des Publikums.
„Um jeden Preis verkaufen“

Veronika Zitzelsberger, Gemeinderätin der Jungen Bürger, wollte dezidiert wissen: „Sind die Legehennen noch ein Thema?“ Krä antwortete, dass nach wie vor ein Damoklesschwert über Aiterhofen hinge: „Pohlmann möchte um jeden Preis verkaufen.“ Eine Rückkehr zu den 420 000 Legehennen wolle niemand, sei aber möglich. Die bereits erteilten Genehmigungen gelten weiterhin. Eine entsprechende Nutzung ließe sich nicht verhindern. „Dann schauen wir mit dem Ofenrohr ins Gebirge“, sagte Krä.Aiterhofen solle gemäß dem Bürgerwillen frei von Massentierhaltung bleiben, fügte Krä an: Das Zeichen hierfür wurde einstimmig gesetzt und vom Publikum mit Beifall honoriert. Nachdem dieser Tagesordnungspunkt damit beschlossen war, verließen die Zuschauer gesammelt die Halle.Der bisherige Kaufinteressent, die Brüterei-Süd, wird sich nach der ablehnenden Entscheidung des Gemeinderats zurückziehen, wie Frank Schroedter von der beauftragten Kommunikationsberatung Engel und Zimmermann auf Nachfrage mitteilte. Eine im Juli abgegebene Erklärung habe nach wie vor Bestand. Dort heißt es: „Wenn im weiteren Verlauf eine planerische Genehmigung der Umnutzung nicht möglich erscheint, dann werden wir das Vorhaben beenden.“

Am Rande der Sitzung erwähnte Manfred Krä, dass es bereits einen Interessenten gebe, der keine Tierhaltung plane. Er befürchte aufgrund der veränderten Nutzung aber Probleme mit der Regierung von Niederbayern. Dies wurde im nicht öffentlichen Sitzungsteil diskutiert.Auf dem Parkplatz vor der Mehrzweckhalle berieten die Niederharthausener, wo sie auf das Ergebnis anstoßen sollten. Der allgemeine Tenor lautete: „Alles ist besser als ein Mastbetrieb. Da ist uns sogar eine Bauruine lieber.“

BayernEi
veröffentlicht im Straubinger Tagblatt am 10.08.2018 (Foto: eam)